[unfertig] Savoy

  • Ich kann mir bildlich vorstellen, wie sich die Menschen damals erträumten, die Zukunft sei so wunderschön, doch ich kann guten Gewissens sagen, dass dies nicht der Fall ist.


    Savoy stand am Rande eines Abgrundes. Weit unter sich befand sich eine Wüste aus zerstörten Gebäuden und Straßen. Kein Leben regte sich dort und ein grünlich schimmernder Dunst lag ungefähr einen Meter über dem Boden. Savoy fröstelte, als sie daran dachte, was dieser Dunst verursachte. Sie hockte sich hin und warf einen kleinen Stein hinunter in die Wüste. Noch im Fluge schnellte der Dunst empor und schnappte nach dem Stein. Savoys violette Augen hafteten sich an die Partikel, welche in dem Dunst umherschwirrten. Einst war dies eine sagenumwobene Stadt, eine Zuflucht für jede Rasse, doch nun ist aus ihr eine Geisterstadt geworden, wie aus den zig anderen Städten auf der Welt. Savoy erhob sich und drehte sich weg. Einst lebte sie hier, doch nun ist es vergangen. Savoy rollte einen Felsen von einer Öffnung weg und stieg in das Loch, welches dieser freigab. Danach zog sie mit Hilfe eines Seils den Stein zurück und verschloss den Eingang. Sie stieg die Sprossen der Leiter herab und sprang auf den Boden. Sofort flammten rechts und links Fackeln auf und beleuchteten einen langen Gang, der sich von Norden nach Süden unter der Ebene entlang schlängelte. Gemacht von Menschenhand wird er nur genutzt von Menschenhand. Savoy zog ihren Kompass heraus und orientierte sich erst, ehe sie den Gang in nördlicher Richtung einschlug. Nur bei Tage und nur zur Mittagsstunde konnten die Menschen aus den Gängen an die Erdoberfläche gelangen. Der grünlich schimmernde Dunst lag über der gesamten Welt, die oberirdischen Seen und Flüsse waren längst ausgetrocknet und man gewann kostbares Wasser nur noch aus dem Regen, der nach einer stundenlange Filterung trinkbar war oder aus dem Erdreich selbst. Das Wasser war nur zum Trinken da, zum Duschen musste man feinen Sandstaub nehmen. Savoy lief ungefähr eine halbe Stunde den Gang entlang, bis sie zu einem weiteren Ausstieg kam. Hier brannten blaue Fackeln und Savoy steckte den Kompass ein und begann den Aufstieg über die Sprossenleiter, die auch hier befestigt war. Oben angekommen befand sich eine Holztür. Ehe sie diese aufmachte, klopfte sie dreimal, zählte leise und langsam bis 5, klopfte zweimal, zählte erneut leise und langsam bis 10 und schlug dann mit der flachen Hand dagegen. Dann wartete sie, diesmal 20 Sekunden, bis sie ein Geräusch hörte und die Tür aufdrücken konnte. Rahel stand auf der anderen Seite, einen Speer in der Hand und zielte auf Savoys Hals.



    Einst flogen viele über unser Land…


    … doch nur die Raben kehrten zurück!



    Erst dann nahm Rahel den Speer weg und half Savoy aus der Luke. Zusammen verschlossen sie die Holzluke, die nach oben hin mit Eisen verstärkt worden war.



    Du siehst schlimm aus Savoy. Du warst sicherlich wieder zu nah an der Mystik.



    Savoy lächelte ihre kleine Schwester an.



    Ja, aber irgendwann wird der Erlöser kommen und wir werden wieder an die Erdoberfläche ziehen.


    Rahel zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts. Stattdessen lächelte sie nur. Savoy verstand. Also waren SIE wieder zurückgekehrt. Ob einer von IHNEN der Erlöser war? Savoy zog sich ihre Stiefel aus, spülte sie mit dem Sandstaub aus und hängt sie dann umgekehrt auf einen Haken, so dass der Stiefelschaft auf den Boden zeigte und der Sandstaub aus den Stiefeln herausrieseln konnte über Nacht. An der Wand hingen Gemälde, gezeichnet von Savoy’s und Rahel’s Mutter. Gezeichnet waren die Städte, wie sie einst waren, prächtig, Lichtumgeben und belebt. Auf anderen sah man weite Ebenen, in denen Flüsse flossen und Tiere sich an Wasserstellen labten. Savoy und Rahel waren noch zu jung für diese Art Leben und Erinnerung. Als beide sich dem Gemeinschaftsraum näherten, hörten sie schon die Stimmen der Göttlichen. Sie knieten sich vor die Tür, hoben die Arme, so dass die Ellbogen auf einer Linie mit den Augen waren, neben den Kopf und beugten sich vor. Die Hände berührten den Boden nicht, nur die Fingerspitzen und dann warteten sie. Das Gemurmel blieb eine Weile erhalten, dann erstarb es und die Tür wurde geöffnet. Rahel und Savoy hatten die Augen geschlossen, denn ansehen durften sie die Göttlichen nicht, denn SIE waren ihre Retter. Ohne SIE wären die beiden Mädchen längst gestorben.



    Savoy und Rahel waren Waisenkinder, als die Göttlichen sie fanden und dem Dunst entrissen. Ihre Familie war bereits von der Mystik verschlungen gewesen. Die Göttlichen brachten die beiden Mädchen hinunter zur Kolonie der Erdwächter. Hier wurden sie aufgenommen und erzogen. Es gab auf der gesamten Welt nur acht Kinder, die von den Göttlichen errettet wurden und dies geschah nicht aus Nächstenliebe. Savoy und Rahel gehörten zu den Auserwählten. Die Auserwählten, die dem Erlöser zur Seite stehen sollten in Gefahr und in Schmerz, in Trauer, aber auch in Freundschaft und Erfolg. Diese acht waren gesegnet. Vier Mädchen und vier Jungen. Damit die Mystik nicht zu aufmerksam auf die sechs Kinder wurde, hatte man sie in verschiedene Kolonien gebracht. Während Savoy und Rahel bei den Erdwächtern lebten, verteilten sich die anderen sechs Kinder auf die Kolonie der Luft-, Feuer und Wasserwächter. Alle vier Kolonien arbeiteten eng zusammen, denn nur die Wasserwächter wussten von dem Filterungsprozess des vergifteten Regens, um es genießbar zu machen. Die Luftwächter waren dafür zuständig, dass in den Gängen und Kammern Luftfilterung zustande kam, die Feuerwächter reichten die Kunst des Feuers weiter und die Erdwächter gaben das brennbare Material, ebenso wie den Sandstaub zum Duschen und Putzen her. Doch noch etwas konnten die vier Wächter der Elemente machen. Sie brachten den Auserwählten das jeweilige Kämpfen bei. Rahel und Savoy lernten den Kampf mit Stab und Schwert, die Luftwächter waren berühmt für den Kampf zu Vogel, hoch oben in der Luft, die Feuerwächter lehrten die Magie und auch die Wasserwächter lehrten die Magie. So gab es vier Auserwählte die des Kampfes in Luft und auf Erde mit Physischen Mitteln fähig waren und vier, die sich der Magie bedienten. Und heute sollte der Unterricht von Savoy und Rahel beginnen. Dies war der Anlass, warum die Göttlichen zu Besuch waren.

    "Wer 2deutig denkt, hat 1deutig mehr Spaß"


    Hobby

    - Fotografin, - Webdesignerin, - Schriftstellerin, - Katzensklavin, - Gamerin, -Grafikerin